Welt-Aids-Tag 2023: Aids-Hilfe Schweiz kämpft gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV

Menschen mit HIV unter erfolgreicher Therapie übertragen das Virus nicht. Trotzdem erfahren sie häufig Diskriminierung – besonders im Gesundheitswesen. Anlässlich des Welt-Aids-Tages veröffentlicht die Aids-Hilfe Schweiz einen Bericht über die Diskriminierungsmeldungen und ruft insbesondere Fachpersonen dazu auf, Menschen mit HIV korrekt zu begegnen.

Seit mehr als 30 Jahren findet jedes Jahr am 1. Dezember der Welt-Aids-Tag statt. Er erinnert an die Menschen, die an den Folgen von HIV/Aids verstorben sind und steht im Zeichen der Solidarität mit den über 17'000 Menschen in der Schweiz, die mit HIV leben. Denn trotz guter medizinischer Versorgung mindern Stigmatisierung und Diskriminierung die Lebensqualität.

Die Aids-Hilfe Schweiz führt die eidgenössische Meldestelle für Diskriminierungen und Datenschutzverletzungen gegenüber Menschen mit HIV. Der neuste Bericht verzeichnet im laufenden Jahr 98 Fälle von Diskriminierungen, wobei von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss.

Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz, betont: «Die Fälle im diesjährigen Bericht zeigen erschreckende Realitäten. Denn bei diesen Zahlen handelt es sich nicht nur um statistische Daten, sie stehen für individuelle Erfahrungen, in denen Menschen diskriminiert werden – weil insbesondere Fachpersonen die Fakten nicht kennen.» Besonders beunruhigend ist die anhaltende Diskriminierung im Gesundheitswesen. Der diesjährige Bericht dokumentiert Fälle, in denen Menschen mit HIV der Zugang zu medizinischen Leistungen verwehrt wurde. Ein Beispiel ist eine Dentalhygienikerin, die sich weigerte, eine Patientin zu behandeln, nur weil sie mit HIV lebt. Ein anderer Fall betrifft einen Selbstständigerwerbenden, dem eine Taggeldversicherung verweigert wurde, obwohl er noch nie aufgrund von Krankheit arbeitsunfähig war. Diese Fälle sind nur zwei von vielen schockierenden Beispielen.

Um dieser besorgniserregenden Entwicklung entgegenzuwirken, startet die Aids-Hilfe Schweiz eine Kampagne, die sich an das Gesundheits- und Sozialsystem richtet. Das Ziel ist, Wissen zu vermitteln, Vorurteile abzubauen und eine diskriminierungsfreie Behandlung von Menschen mit HIV zu fördern. Simon Drescher, Leiter des Bereiches Leben mit HIV, erläutert: «Heute kann HIV so effektiv behandelt werden, dass keine Virenlast mehr nachweisbar ist, wodurch eine Übertragung im Alltag oder im Rahmen medizinischer Behandlungen ausgeschlossen ist. Es ist höchste Zeit, dass diese Erkenntnis in der gesamten Gesundheitsbranche ankommt.» In Kooperation mit wichtigen Berufsorganisationen aus dem Gesundheitswesen wie dem Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO), der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft (SSO) oder dem Schweizer Berufsverband der Pflegefachpersonen (SBK) verbreitet die Aids-Hilfe Schweiz deshalb die Botschaft: Begegnen Sie Menschen mit HIV entspannt. Gerade im Gesundheitswesen.

Diskriminierungsbericht 2023

Die Aids-Hilfe Schweiz ist die eidgenösische Meldestelle für Diskriminierungen und Datenschutzverletzungen gegenüber Menschen mit HIV